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Das innere Körpermilieu Wie beeinflusst es Tiergesundheit und Selbstheilungskräfte?


Was hält ein Tier gesund und vital, was macht es anfällig und schwach?

Tierarzt Dr. Hans Martin Steingassner erklärt hier im Interview, wie groß die Bedeutung des Körpermilieus für dein Tier (ob Pferd, Hund, Katze und co.) ist und welche dramatischen Folgen ein langfristig schlechtes Körpermilieu haben kann.

Was ist das innere Körpermilieu?

Man kann sich das Innere des Tierkörpers als eine Arbeitsgemeinschaft im Auftrag der Gesundheit vorstellen, in der jedes Organ und jede Zelle lebenswichtige Aufgaben übernimmt.

Das Körpermilieu ist die Grundstimmung, die in einem starken Maße beeinflusst, ob und mit wie viel Kraft und Eifer die einzelnen Mitglieder dieser Arbeitsgemeinschaft ihre Arbeit tun.

Das innere Milieu im Organismus unserer Tiere entscheidet somit stark über Wohlbefinden und intakte Selbstheilungskräfte.

Nur in einem gesunden Milieu sind Wachstum, Entwicklung und Leistung mit Lebensfreude möglich.

Als konkretes Beispiel kann man das Darmmilieu nehmen: Dort gibt es in etwa zehnmal so viele Bakterienarten, wie der gesamte Körper Zellen aufweist. 80 Prozent aller Lymphknoten sitzen im Darm, und 90 Prozent aller Immunzellen werden dort gebildet. Im Darm befindet sich somit 80 Prozent des Abwehrsystems. Geraten hier die Bakterienstämme in ein Ungleichgewicht, kommt es nicht nur zu Verdauungsbeschwerden, sondern auch zu vermehrten Infekten, Entzündungen oder allgemeiner Schwäche des Tieres.

Welche Bedeutung hat das Körpermilieu für das gesamte gesundheitliche Gleichgewicht des Tierkörpers?

Bleiben wir beim Darmmilieu. Hier möchte ich die Punkte Leistung, Bewegungsfreude und Energie hervorheben. Tiere oder Tiere im Sport sollen genau dann Leistung bringen und gut gelaunt ihre Arbeit tun wenn ein Ausritt, ein Turnier oder ein bestimmtes Training ansteht.


Ein gesundes Darmmilieu entscheidet hier mit über Ausdauer und Arbeitsfreude. Nicht nur, weil ein gesunder Darm meist mit einem gesunden Immunsystem einhergeht. Ein gesunder Darm verbraucht auch weniger Energie, die dem Tier dann für optimale Leistung, mehr Bewegungsdrang und Vitalität zur Verfügung steht.

Wie äußert sich ein schlechtes Körpermilieu beim Tier?

In vielen Fällen zeigt sich ein schlechtes Körpermilieu auf den ersten Blick. Das Fell ist stumpf, die Hufe wachsen kaum, das Horn ist von schlechter Qualität. Bei Tieren mit einem schlechten Körpermilieu wiederholen sich häufig Krankheitsbilder wie Koliken, Hautkrankheiten, Mauke oder allergische Erkrankungen der Atemwege.

Gelegentlich zeigt sich ein solcher Missstand im Körper allerdings auch in vergleichsweise harmlos daherkommenden Leistungsschwächen oder Auffälligkeiten im Verhalten des Tieres.

Sind Tiere z.B. lustlos im Training und machen auf einmal ständig Fehler, die sonst nie passieren, können dies erste Hinweise sein. Verspannungen im Rücken, Hals und Genick des Tieres werden oft auf einen unpassenden Sattel oder falsches Training geschoben, dabei sind auch hier immer wieder Probleme im Inneren des Körpers die Anfangsursache.

Ein weiterer Indikator, an dem Besitzer ein schlechtes Körpermilieu erkennen können, sind die Erholungszeiten.

Kommt es nach einer Krankheit, einem anstrengenden Training oder Turnier zu sehr langwierigen Regenerationszeiten, sollte man auf- merksam werden. Natürlich kann der Regenerationsprozess bei älteren Tieren etwas länger dauern, aber mit einem gesunden Körpermilieu geht es bedeutend schneller.

Was gefährdet die Gesundheit des Körpermilieus?

Die Natur hat mit dem Tierorganismus ein großartiges Konstrukt geschaffen. Bei Fohlen kann man das gut beobachten. Sie wachsen, gedeihen, lernen und reifen. Das passiert selbstverständlich. Alle Organe funktionieren optimal.

Der Körper kann sich regulieren, das Fohlen ist voller Energie und Lebensfreude. Im Laufe seines Lebens passiert dann leider oft Folgendes: Der ursprünglich gesunde Körper wird zunehmend belastet durch äußere Einflüsse.

Das sind beispielsweise Fehler in der Fütterung, eine für das Tier nicht optimale Haltungsform oder viel Stress.

Allerdings muss man auch sagen: Viele Einflüsse, die das Körpermilieu aus dem Gleichgewicht bringen, lassen sich nur schwer verhindern. Umweltbelastungen z.B. liegen außerhalb unseres Einflusses, im Futter finden sich oft darmbelastende Füllstoffe, Pestizide oder Schimmelsporen, und medikamentöse Behandlungen sind natürlich einfach oft absolut notwendig, selbst wenn sie Nebenwirkungen haben.

Doch generell lässt sich sagen: Je mehr wir uns von den Naturgesetzen in Haltung und Fütterung entfernen, desto kränker wird das Tier.

In welchem Zusammenhang stehen Körpermilieu und schleichende Krankheitsprozesse?

Schleichende Krankheitsprozesse beschreiben einen Zustand, in welchem der Organismus immer weniger Kraft hat, sich selbst zu „reparieren“.

Nehmen wir wieder als Beispiel den Darm: Sehr viele Krankheiten haben ihren Ursprung in einer Störung dieses wichtigen Organs. Kommen die Darmbakterien nach einer Wurmkur z.B. ins Ungleichgewicht, kann dies das Körpermilieu und das gesamte Immunsystem schwächen und zu gesundheitlichen Problemen führen.

Wird nichts getan, können sich aus solchen Missständen in langsamen Prozessen Krankheiten entwickeln. Krankheiten beginnen oft sehr viel früher und langsamer als man denk

Meine Empfehlung an Tierbesitzer:

Eine chinesische Weisheit sagt, man soll einen Brunnen nicht erst graben, wenn man Durst hat, sondern vorher. Anders ausgedrückt: Man sollte es erst gar nicht so weit kommen lassen, bis das Tier erkrankt.


Viel erreichen lässt sich immer über die Fütterung, dem Schutzschild der Tiergesundheit! Kommt es mit Hilfe der richtigen Fütterungszusammenstellung hier zu einer sinnvollen Unterstützung der Organe und Körperfunktionen, kann so das innere Milieu des Tieres gestärkt werden.

Es bleibt in seinem gesunden Gleichgewicht und wird unempfindlicher gegen negative Einflüsse jeglicher Art. Dies führt zu intakten Selbstheilungskräften und einem langfristig ideal arbeitenden Organismus. Ganz so wie die Natur es sich einmal für das Tier gedacht hat.